„Xylophon“-Uhr

Man bekommt nicht nur alltägliche Sachen auf den Werktisch. So auch diese Uhr hier. Sie befindet sich schon einige Jahre in meiner Sammlung und ich hatte sie auf meinem Werktisch im Museum stehen. Doch irgendwann fing sie an etwas zu mucken und wollte irgendwann nicht mehr schlagen.

Nach dem Ausbau des Werkes konnte man sofort Dreck und Fett erkennen, was sich beim auseinanderbauen noch mehr zeigte.

In dem folgenden Bild kann man sehr gut erkennen, aus wie vielen Teilen so ein Uhrwerk besteht (und das hier sind noch wenig!). Zu der Besonderheit mit dem einen Schlagwerkhammer komme ich später noch…

Lager mussten hier keine ersetzt werden, aber der Anker der Uhr musste nachgeschliffen und poliert werden. Hier der unpolierte und eingelaufene Teil:

Und hier der schon mal von mir polierte Teil. Er glänzt wieder wie ein Spiegel!

Als Kraftpaket jeder mit Federzug Uhr dient die Aufzugsfeder. Sie ist entweder in einem Haus untergebracht, wie hier, oder offen und an einer Seite des Werkes, z.B. einem Pfeiler, eingehakt. Diese Dinger haben ganz schön Power! Nie eine Uhr auseinanderbauen ohne vorher die Zugfeder abgespannt zu haben! Das kann im Totalschaden und gebrochenen Fingern enden!

Dann ging es wieder an das Zusammenbauen. Stück für Stück und dann sorgfältiges Ölen der Lager und Reibungsteile.

 

Natürlich muss auch alles wieder so einjustiert werden, dass es funktioniert. Diese Uhr hat den bekannten Westminster-Schlag des Elisabeth Towers (ugs.: Big Ben) in England. Sie schlägt vier Töne in einer Melodie alle viertel Stunde und den Stundenschlag alle volle Stunde. Doch sie hat nur einen Hammer! Dieser Hammer wird über die Gongstäbe geführt und schlägt jeden Ton einzeln an. Ähnlich einem Xylophon. Die Melodie ist dabei auf der hellen Messingscheibe im oberen Bild „einprogrammiert“. Diese Scheibe wird von einem Tasthebel abgefahren der den Hammer führt. Gleichzeitig wird er durch einen zweiten Hebel gehoben und wieder fallen gelassen, sodass der Gongstab angeschlagen wird. Eine sehr seltene Uhr die nie marktreif wurde und in Serie ging. Dennoch funktioniert sie erstaunlich gut mit dieser Konstruktion.