Vor einigen Tagen bekam ich ein recht „grottiges“ Werk auf den Tisch.
Die erste Diagnose ergab:
- Federbruch der Schlagwerksfeder
- Hammer abgebrochen
- Ankergabel fehlt
- Hammerfeder fehlt
- alle Stahlteile rostig
- Pendel fehlt
- Zeiger fehlen
- Ziffernblatt blank geputzt (Zahlen und Indexe fehlen)
Gut, also erst einmal muss das Werk natürlich komplett zerlegt werden. Und schon beim Zerlegen zeigte sich der erste Schmodder. Richtig hart gewordene Öl- und Fettreste konnte man von der Platine abkratzen.
Aber das Federhaus des Schlagwerkes war die Krönung. Und auch der Titelgeber dieses Berichtes. Nicht nur war die Feder in mehrere Teile zerrissen, sondern das „Öl“ was sich darin befand war so schmierig-flüssig und stank extrem nach Ammoniak (wie eine altes Katzenklo), dass es fast nicht auszuhalten war. Gott sei Dank hatte dieses Gemisch das Messing des Federhauses und den Federkern nicht angegriffen, die Federteile ließen sich einfach herausziehen und das Federhaus leicht reinigen.
Die fehlende Ankergabel konnte ich von einem Spenderwerk nehmen, das ich noch in der Schlachtkiste hatte. Er musste etwas angepasst werden, aber ansonsten passte er super auf die Welle.
Das Spenderwerk
Nun musste ich mir Gedanken darum machen, wie ich die rostigen Teile (Zahnradwellen, Triebe, Hebel etc.) wieder blank bekomme. Also ab damit in die Elektrolyse (!!!Nicht das Messing der Zahnräder!!!). Ich verwende als Flüssigkeit eine basische Lösung (Waschmittel in Wasser gelöst zum Beispiel). Das zu entrostende Teil kommt an den Minuspol und irgendein Stück Stahl kommt an den Pluspol – als Opferanode.
Danach waren die Teile zwar grob entrostet, aber es musste mit einer Drahtbürste noch nachgearbeitet werden um die Triebe wieder schön blank zu bekommen. Hier ein Vorher-Nachher-Vergleich. Man beachte vor allem das Ankerrad.
Dabei konnten auch gleich die Zapfen poliert werden. Interessanterweise war kein Lager so ausgelaufen, das man es hätte ersetzen müssen.
Nach dieser ganzen Prozedur konnte das Werk soweit wieder zusammengebaut werden.
Übrigens poliere ich Platinen immer nur auf ausdrücklichen Wunsch. Viele haben sich schon beschwert, dass ihnen die Patina fehlt.
Als nächstes habe ich ein Pendel bestellt und von der Länge her angepasst damit die Uhr auch richtig geht.
Da wie gesagt ein eifriger Putzer einmal die Zahlen abgewischt hat, habe ich neue Zahlen aus Kunststoff gekauft, schwarz gefärbt und aufgeklebt. Bei weitem nicht original, aber es sieht doch stimmig aus.
Die Zeiger sind ebenfalls nicht angefertigt sondern gekauft. Nur die Buchsen musste ich anpassen damit sie auch auf das Viertel- und Stundenrohr passten.
Zum Schluss gab es dann noch einen Hammer und eine Hammerfeder und die Uhr funktioniert wieder einwandfrei. nach insgesamt 24 Stunden Arbeit. Die Person für die diese Uhr war, war sehr zufrieden. So soll’s sein!